Im Tollense-Tal im Nordosten Deutschlands haben Forscher Beweise für die möglicherweise größte bekannte Schlacht im bronzezeitlichen Europa entdeckt. Eine aktuelle Studie, in der Tausende von Pfeilspitzen analysiert wurden, die an diesem Ort gefunden wurden, hat ein neues Licht auf das Ausmaß und die Komplexität dieses antiken Konflikts geworfen, der vermutlich um 1250 v. Chr. stattfand.
Das Schlachtfeld im Tollensetal, das seit 2007 im Mittelpunkt archäologischer Forschungen steht, wird oft als der älteste bekannte Ort organisierter Kriegsführung in Europa beschrieben, an dem einheimische und fremde Krieger beteiligt waren.
Bisher wurden mehr als 150 menschliche Überreste und über 300 metallische Artefakte, darunter Waffen und Werkzeuge, ausgegraben. Diese Entdeckungen erzählen eine düstere Geschichte groß angelegter Gewalt, die weitaus intensiver war, als bisher für diese Zeit angenommen.
Die Forscher analysierten über 4.700 bronzezeitliche Pfeilspitzen, von denen viele aus verschiedenen Regionen Mitteleuropas stammten.
Dies deutet darauf hin, dass zumindest ein Teil der Kämpfer oder sogar eine ganze Kampffraktion, die im Tollensetal beteiligt war, aus einer sehr weit entfernten Region stammte
Leif Inselmann
Leif Inselmann, der Hauptautor der Studie, bezeichnete die Pfeilspitzen als “rauchende Waffe”, die entscheidende Hinweise auf die Herkunft der Kämpfer liefert. Einige dieser Pfeilspitzen wurden weit entfernt vom Tollense-Tal hergestellt, was darauf schließen lässt, dass eine ganze Kampfeinheit oder einzelne Krieger große Entfernungen zurückgelegt haben, um an dem Konflikt teilzunehmen.
Unser Verständnis revidieren
Die Ergebnisse der Studie stellen lang gehegte Vorstellungen über die Kriegsführung in der Bronzezeit in Frage. Bislang ging man davon aus, dass die Gewalt eher lokal begrenzt und weniger organisiert war. Die Entdeckung von im Ausland gefertigten Waffen deutet jedoch auf eine komplexere und strukturiertere Form des Kampfes hin.
Es gibt Hinweise darauf, dass die Krieger an der Front wahrscheinlich Schilde zum Schutz benutzten, wodurch die Hintermänner anfälliger für Angriffe wurden, was auf eine Taktik hindeutet, die auf strategisches Denken schließen lässt.
Diese Erkenntnisse veranlassen Historiker dazu, die Art der Konflikte in der Bronzezeit neu zu überdenken. Ihr deuten darauf hin, dass die Kriegsführung in dieser Zeit ausgefeilter war, als wir bisher angenommen hatten.
Die Schlacht im Tollense-Tal könnte Teil umfassenderer gesellschaftlicher Veränderungen im Europa der späten Bronzezeit gewesen sein, die sich in wechselnden Allianzen, Wanderungen oder Kämpfen um Ressourcen widerspiegeln.